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Lebensmittelreglementierung, Tauschgeschäfte und Währungsreform in Sindelfingen

Einmal muss man sagen, dass fast jeder Sindelfinger also ein kleiner Nebenerwerbslandwirt war. Man hatte in diesen Reihenhäusern im Zimmer Platz oder in der Schnödeneck-Siedlung oder auch sonst wo seinen Kleingarten, wo man ja einfach Gemüse und alle möglichen Dinge angepflanzt hat zur Eigenversorgung. Und es gab natürlich die Bezugsscheine fürKleider und Schuhe und andereDinge und es gab die Marken für Brot und Fleisch und Milch, die entsprechend der Personenzahl und dem Alter, glaub ich auch, der Person zugeteilt wurden und es gab überall Mangel. Also Hunger war sicher da und ich hab halt erlebt, dass unsere Eltern oft einfach uns dieses Brot gegeben haben, ohne Brotmarken, weil einfach die Menschen ja zu wenig zum Essen hatten oder weil einfach, ja es gab sogenannte Brotschränke und ich kann das auch voll nachvollziehen. Ich habe keine persönliche Not, aber die Kinder haben die Brotschränke aufgebrochen und haben das Brot gegessen und was macht man? Man gibt ihnen halt das Brot ohne Brotmarken. Also das war dann kein schwarzer Markt, wir sonst war, Ware gegen Ware, sondern einfach eine Hilfe an die, ja an die, wo zuwenig hatten. Man sprach nicht vom schwarzen Markt, zum einfach Ware gegen Ware. Und da wurden also alle möglichen Dinge des täglichen Lebens vom Werkzeug bis hin zu kleinen Maschinen usw wurden da getauscht, um sich einmal gegenseitig zu helfen, aber auch teilweise, um sich wieder für einen anderen Bereich etwas abzusichern oder zu kaufen. 1948 wurde ich konfirmiert. Man ging da vorher auch in den Konfirmandenunterricht, getrennt schön Knaben und Mädchen und ja, man freute sich auf das Fest und meine Mutter, ich war einziger Sohn, ich habe 3 Schwestern, wollte natürlich einen Anzug für ihren Sohn haben. Aber auch da hieß es dann Ware gegen Ware und unsere Eltern waren so verschuldet mit diesem Bezugschein und sie hatten Schwierigkeiten, Ware gegen Ware aufzubringen. Und von einem Schulkameraden, der einen Kopf kleiner war, hat die Mutter mich gefragt hast Du jetzt einen Konfirmandenanzug? Und Ich habe gesagt Nein, da hat sie gesagt, dann kannst du den von uns haben und ich hab dann einen geliehenen Konfirmandenanzug gehabt für diese 2 Tage Konfirmation, Abendmahl und alles. Ja, es war ein schönes Fest. Es gab ja einen Umtausch 10 zu 1, also wer viel Geld hatte, hat viel verloren und jeder bekam nur 60 DM Kopfgeld, Kinder wie Erwachsene. Aber in den nächsten Tagen waren die Läden voll und die Schaufenster, ja, man konnte praktisch, wenn man Geld hatte, wieder alles normal kaufen, wenn man Geld hatte. Alles war sehr teuer.