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Hausgeburten: Arbeitsalltag und Herausforderungen einer Hebamme

Wilhelmine Jockers beschreibt ihre Aufgaben, die sie als Hebamme in Weil im Schönbuch hatte, wenn sie Hausgeburten durchführte und die Mütter im Wochenbett betreute.

Die Kosten für eine Geburt im Krankenhaus wurden von den gesetzlichen Krankenkassen erst ab den 1960er Jahren als Regelleistung getragen. Davor war, wie Frau Jockers erklärt, eine „Diagnose“, d.h. eine ärztliche Risikobescheinigung, für die Kostenübernahme nötig. Aus diesem Grund entschieden sich viele Frauen für eine Hausgeburt. 

Ich habe ja draußen auch Geburten getätigt, nicht nur die, die bei mir waren. Die meisten waren Hausgeburten. Damals gingen die Frauen nicht in die Klinik. Wenn sie keine Diagnose hatten, mussten sie ungefähr 400 Mark für die Absolvierung des Wochenbettes im Krankenhaus bezahlen. 

Und da sind Sie dann zu den Frauen nach Hause? Genau, zur Geburt und natürlich anschließend habe ich die Frauen auch zehn Tage versorgt und ich bin freiwillig zweimal am Tag die ersten Tage gegangen. Weil ich dann ganz bestimmt wusste, es geht alles okay. Die Frauen waren ja oft hilflos, überhaupt anzulegen und die Kinder haben manchmal gleich auch gar nicht gesaugt und dann musste ich ja Hilfestellung geben. 

Jetzt weiß ich ja, dass Sie nicht nur hier in Weil im Schönbuch zu den Frauen sind, sondern Sie mussten ja auch nach Neuweiler oder Breitenstein. Wie sind Sie da hingekommen am Anfang? Mit dem Fahrrad. 

Aber Sie hatten doch auch Gepäck, oder? Sie hatten Ihren Hebammenkoffer. So, Fahrrad und Koffer. Also in einer Hand den Lenker und in der anderen den Hebammenkoffer. Später haben mich die Männer geholt, die ein Fahrzeug hatten. Hatten Sie dann irgendwann auch ein Auto? Ja, natürlich. Ich habe 63 geheiratet und dann kam mein Mann und dann hatten wir die Möglichkeit finanziell einen VW Käfer zu kaufen.