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Erwerbstätigkeit in der Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit waren Lehrstellen rar und junge Menschen standen nach Abschluss ihrer Schulzeit vor der Herausforderung, wie sie ihren beruflichen Werdegang gestalten sollten. Lisa Stürner ist es leider nicht möglich, eine Ausbildung zu machen. Über verschiedene Station gelangt sie jedoch zur Daimler-Benz AG, wo sie begeistert bis zur Geburt ihres Kindes Autos fährt.

Autos waren in der Nachkriegszeit nicht nur in Aidlingen eine Seltenheit. Dementsprechend selten war es auch, wenn eine Frau einen gültigen Führerschein besaß. Lisa Stürner ist damals eine von zwei Frauen in Aidlingen, die einen Führerschein besitzt.

Frau Stürner, wie ist es bei Ihnen dann persönlich nach der Schule weitergegangen? Haben Sie da eine Ausbildung gemacht? Nein, hat man damals gar nicht können. Ich habe es ja gesagt, ich habe zwei Winter auf der Darlehenskasse damals – das ist ja heute die Bank – gearbeitet. Da hat man eben ablegen müssen und so was. Und dann habe ich zwei Winter nähen gelernt und habe immer alles genäht dann für die ganze Familie. Und da ist man eben daheim gewesen. Und dann später bin ich ja zum Daimler.

Und ich glaube, Sie haben auch den Führerschein gemacht. Ja, dann habe ich den Führerschein gemacht, genau. Das war damals was Besonderes. Außergewöhnlich, ja, das war außergewöhnlich, aber auch sehr schön. Gab es außer Ihnen dann überhaupt noch eine Frau in Aidlingen damals, die einen Führerschein hatte? Eine Frau hat hier einen Führerschein gehabt und sonst keine. Auch Autos wahrscheinlich noch eine Seltenheit? Sehr wenig, ich glaube, es gab zu dieser Zeit zwei Autos.

Wie hat es denn damals – das war ja noch relativ bald nach dem Krieg – beim Daimler ausgesehen? Das war ganz, ganz primitiv eigentlich. Lauter Baracken, nur Baracken. Ich bin ja immer nur Auto gefahren und dann musste man sie ganz draußen auf den Plätzen da abstellen. Und dann ist man aber auch auf der Autobahn gefahren mit den Einfahrern. Es war also wirklich eine wunderschöne Zeit. Das sieht man Ihnen auch heute noch an, da strahlen Sie richtig. Ja, das war eine wunderschöne Zeit.

Und irgendwann ist diese Zeit aber auch zu Ende gegangen. Weshalb? Weil ich ja ein Kind bekommen habe und wo er auf der Welt war, habe ich dann aufgehört. Dann habe ich meinen Eltern wieder geholfen und den Schwiegereltern sowieso, weil die ja im Haus waren. Beide waren ja krank und meine Eltern hatten sehr viel Arbeit und da hat man eben immer geholfen. Mit den kleinen Kindern, mit dem Sportwägelchen und dem Kinderwagen aufs Feld.

Ihr Mann hat auch beim Daimler gearbeitet? Ja. Er war zuerst bei der Feuerwehr, normal. Und dann hat er sich hochgearbeitet und war dann später Feuerwehrchef. In der Firma? Ja, und er ist auch viel unterwegs gewesen, weil er viel lernen musste. Aber da war er dann der Feuerwehrchef und das war gut so.